1990 wurde in Vetzberg eine moderne Kirche gebaut

Obschon ich von 1976-78 in Vetzberg gewohnt habe, habe ich keinerlei Erinnerungen mehr an den alten Friedhof ohne die neue Kirche. Vielleicht hat jemand aus Vetzberg noch Bilder aus dieser Zeit, die sie/er uns für den Bilderbogen zur Verfügung stellen kann, um das Bild von Vetzberg zu vervollständigen.
Auch über den jüdischen Friedhof und die „jüdische Siedlung“ in Vetzberg würden wir gerne mehr wissen.

Jetzt aber zum 30. Geburtstag der neuen evangelischen Kirche bzw. dem Gemeindehaus in Vetzberg:
Peter Moos berichtet im Gießener Anzeiger vom 22. Januar´2021, dass die Gemeindeordnung damals der Kirche festlegte, dass der sonntägliche Gottesdienst in der Rodheimer Kirche und einmal zusätzlich in Vetzberg an einem Sonntagnachmittag stattfinden sollte. Dazu wurden die Räumlichkeiten der neuen Schule in Vetzberg, dort wo jetzt der Kindergarten untergebracht ist, genutzt. Das war jeweils mit hohem Aufwand verbunden. Die damalige Küsterin Frieda Steinel hatte diese Aufgabe übernommen.
Auch Taufen wurden damals in Vetzberg angeboten, während kirchliche Trauungen in Rodheim stattfanden.

Der Wunsch der Vetzberger nach einer eigenen Kirche wurde im Laufe der Jahre immer lauter. Dabei sollte dann zugleich die Komponente eines Gemeindehauses zur vielfältigen Nutzung und neuen Möglichkeiten im Vordergrund stehen. Pfarrer Carl-Heinz Alsmeier trieb die Planungen voran.
Mit ca. 700.000 Euro konnte der Bau durch angesparte Eigenmittel und Zuschüsse nahezu gesichert werden.
Als Standort für den Neubau kristallisierte sich der alte, nicht mehr benutzte Friedhof heraus.
Damit war der Startschuß für die Technische Hochschule Darmstadt gegeben, die mit 17 Studierenden in einem von der Landeskirche und der Bartnung Stifung (Bund von Architekten der Nachkriegszeit) ausgelobten Wettbewerb für das Projekt Kirchenbau antraten. Die angehenden Architekten Rolf Hempelt und Manfred Bernhardt gewannen den Wettbewerb, in dem gefordert war, einen Grundtypus für drei Gemeindehäuser zu entwickeln, die an drei verschiedenen Standorten gebaut werden konnten.

Mitte August 1990 wurden den Vetzbergern das Modell vorgestellt. Auch Ortsvorsteher Prof. Manfred Dörr fand die Arbeit überzeugend.
Währenddessen war auf dem alten Friedhof ein Holzlattengerüst aufgebaut, das genau die Größe des geplanten Kirchenbaus demonstrierte. Das Lattengerüst war für den Landeskonservator Dr. Enders Bedingung für den Bau der Kirche an diesem besonderen Ort. Nachdem Dr. Enders grünes Licht gegeben hatte, konnte der Bau beginnen.
Dabei wurde der moderne Bau von der Bevölkerung auch kritisch begleitet.
Das statische Tragesystem und die raumbezogenen Wände wurden konstruktiv voneinander getrennt. Das hallenartige Trageskelett des Baus wurde entsprechend den örtlichen Gegebenheiten individuell ausgebaut, wobei trotz der Vielfalt der verbauten Materialien durch die Form des großen, alles überspannenden Daches, dennoch ein einheitlicher Gesamteindruck erreicht wurde

Der 64 Quadratmeter große Gottesdienstraum wurde so gestaltet, dass er bei Bedarf durch gr0ße Schiebetüren zum Foyer hin vergrößert werden kann. Auch durch die Art der Bestuhlung kann der Raum nun vielfältig genutzt werden. Im Erdgeschoss gibt es eine Teeküche, einen Vorbereitungsraum und ein behindertengerechtes WC. Im Obergeschoss entstand hinter der zum Hauptraum offenen Empore mit weiteren Sitzplätzen ein Platz für die kleine Orgel und ein 30 qm großer Jugendraum.

Jeden Sonntag ist die Kirche von 17-18 Uhr als Raum der Stille geöffnet.
Heute versorgt die junge Küsterin Caronine Riederer die Räumlichkeiten.

Quelle: Gießener Anzeiger, 22. 1. 2021

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