Beim Vetzberger Backhaus ist die Außensanierung abgeschlossen, doch für Arbeiten am Ofen oder eine Neuanschaffung werden noch Sponsoren gesucht.Von Jennifer Meina
VETZBERG – Ganz leise plätschert das kleine Wasserspiel, das vor dem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert steht. Vereinzelt fährt ein Auto vorbei und unterbricht für einen kurzen Moment die Stille, die hier am alten Burgtor zu Füßen des Vetzberger Burgfrieds die meiste Zeit vorherrscht. „Doch sobald Rauch aus dem Schornstein aufsteigt, zieht es die Leute sofort an und bringt richtig Leben in den alten Ortskern“, erzählt Tina Urnau begeistert. Gemeint ist das Vetzberger Backhaus – und natürlich das Brot, das hier drei bis vier Mal im Jahr gebacken wird. Seitdem sie und ihr Mann Thomas Linnemann gemeinsam mit dem Ehepaar Peter Westrich und Monika Jensen-Westrich das neue Backteam bilden, sei wieder etwas belebt worden, was lange vor sich hinschlummerte. Es werde viel mehr als Brot gemacht. „Es ist eine richtige Gemeinschaft: Egal, ob ein Alteingesessener oder ein Zugezogener wie ich. Die Arbeit im Backhaus verbindet“, erklärt die Berufsschullehrerin.Der Anfang vor fünf Jahren war gar nicht so einfach. Urnau und ihr Team mussten sich alles aneignen: Wie und wann heizt man den Ofen? Wie muss die Konsistenz des Teiges sein? Wann ist das Brot fertig? Das waren nur einige der vielen Fragen. Unterstützung bekamen die Hobby-Bäcker von Helmut Mattig, der in Fellingshausen das Backhaus betreut. „Er hat es mit uns gewagt und es hat auch tatsächlich geklappt“, zeigt sich die 39-Jährige heute glücklich – auch, wenn sie ihre damalige Einstellung als „ganz schön naiv“ abstempelt. „Andererseits führte das auch zu jeder Menge Selbstbewusstsein.“Vier TageDass das Brotbacken jede Menge Arbeit und Vorbereitung benötigt, gehöre eben dazu. „Vier Tage brauchen wir vom Einkauf und Anheizen über das Teigkneten bis zum Ergebnis. Aber das lohnt sich auch.“ In diesem Jahr wurde bisher kein einziger Laib gebacken. Grund sind die Sanierungsarbeiten der Außenfassade. Die Arbeiten, die 2017 begannen, wurden dabei teils vom Vetzbergverein, teils von der Volksbank bezahlt. Tragende Balken des Fachwerks mussten ausgetauscht, eine Wand komplett verschiefert und ein neuer Putz aufgetragen werden – alles mit der Absegnung des Denkmalschutzes.“Jetzt schaut es von außen aber wieder richtig schick aus“, urteilt Urnau zufrieden. Rund 10 000 Euro kosteten die Maßnahmen. Etwa genauso viel wird allerdings ein neuer Ofen kosten, den das Backhaus wohl nötig hat. „Die Risse an der Wand des steinernen Ofens sind das eine, der Boden noch einmal etwas ganz anderes“, erklärt Peter Westrich. Neue, sogenannte Schamottplatten müssten hier ausgelegt werden. Denn auf der Fläche sammelt sich durch die aufgerissenen Steine feiner Staub an. Dieser heftet sich während des Backprozesses an den Laib und muss danach per Hand mit einer Stahlbürste entfernt werden.Ein Problem bei der Sanierung wäre, dass die Öffnung zum Ofen zu klein ist, als das ein Mensch hineinklettern und die Platten austauschen könnte. „Ich bin zurzeit dabei, einen Experten zu konsultieren, um mit ihm eine Lösung zu finden“, berichtet Westrich. Außerdem muss geklärt werden, ob sich der Aufwand lohnt. Das könnte erst ein Kostenvoranschlag zeigen. Ein weiterer Aspekt ist, wie erfolgreich die Suche nach neuen Sponsoren verläuft.
Viel Aufmerksamkeit fließt zurzeit natürlich in den Bergfried. Wir müssen allerdings darauf achten, dass das Backhaus nicht bald Geschichte ist“, betont Urnau. Die Vorstellung, es zu schließen, gefalle ihr gar nicht – und noch könne man problemlos backen. „Aber was in der Zukunft ist, wird sich zeigen.“ Man müsse abwägen: Zwar backe man nicht häufig, jedoch habe es sich als ein Kulturgut in Vetzberg durchgesetzt – etwas, das dazu gehört. Für Oswald Schwalm, der in unmittelbarer Nachbarschaft des Backhauses wohnt, ist es mehr als eine „Rückbesinnung auf nachhaltiges Leben und die Wertschätzung des Lebensmittels Brot“, das es für Urnau vor allem bedeutet. „Ich erinnere mich noch daran, als ich Kind war in den 40er und 50er Jahren. Jeden Tag, außer sonntags, brachten die Familien ihren Teig hierher und backten ihr Brot.“ Heute sei man zwar nicht mehr drauf angewiesen. Es sei aber jedes Mal ein gutes Gefühl, wenn der Rauch aufstiege und das Backhaus wieder zum Leben erwache. Bis es soweit ist, müssen sich die Vetzberger aber noch etwas gedulden. „Am ersten Dezemberwochenende werden wir wieder loslegen und die Brote und das Gebäck auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen.“ Was danach ist, kann Urnau noch nicht sagen. Dass sie die Fühler nach neuen Sponsoren ausstreckt, sei aber gewiss.